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Das Cover-Baby




Von einer Aids-Krise in Kambodscha war vor über 20 Jahren die Rede. Beat Richner notierte in seinem 2003 erschienen Buch «Hoffnung für die Kinder von Kantha Bopha», dass pro Tag im Durchschnitt drei kleine Patientinnen oder Patienten positiv auf HIV getestet wurden. «Eine Prävention tut not.» Und er handelte: mit Aufklärungsarbeit und der Eröffnung einer Maternité. Hier war es bei der Geburt möglich, die Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind zu verhindern.

 

Im Oktober 2001 eröffnete die neue Klinik in Siem Reap, «vielleicht die erste Maternité, die durch einen Kinderarzt gebaut worden ist», mutmasste Beat Richner damals. Alle Frauen, ausnahmslos, waren bereit, sich auf HIV testen zu lassen. Und alle erklärten sich bereits im Vorfeld einverstanden, bei einem positiven Test einem festgelegten Behandlungsablauf zuzustimmen: Medikamente für die Schwangere, Entbindung per Kaiserschnitt, Abstillen der Mutter, einmaliges Medikament für das Neugeborene.

 

«Wenn keine Korruption besteht, wenn klar, freundlich und professionell informiert wird, besteht hundertprozentige Kooperation der Frauen», hielt Beat Richner in seinem Buch fest. Rund 3 Prozent der Schwangeren trugen HIV in sich.

 

Eines der ersten Babys, das 2001 in der neuen Maternité das Licht der Welt erblickte, war Lim Dina. Seine Mutter Hy Somonthy erinnert sich noch gut, wir ihr alle Freundinnen und Bekannten rieten, ihr Baby dort zu gebären. «Ich fühlte mich viel sicherer als daheim – und bekam Hilfe und Unterstützung», erzählt die 45-Jährige. Lim Dina war schliesslich ihr erstes Kind.

 

Wir treffen die Familie 23 Jahre später daheim in Siem Reap, wo auch Grossmutter Neam Lamo, 77, lebt. Aus dem Baby von einst ist ein freundlicher, junger Mann geworden. Schon während seiner Schulzeit engagierte sich Lim Dina für wohltätige Zwecke: Als Freiwilliger beim Roten Kreuz leistete er verschiedene soziale Dienste. «Unter anderem brachte ich Schulkindern bei, wie sie sicher die Strasse überqueren können.» Er selber hat prägende Erfahrungen gemacht, fiel er als Bub doch mal aus einem fahrenden Auto, als sich die Tür unerwartet öffnete. «Drei Tage lang war ich danach mit meiner Mutter im Spital – natürlich im Kantha Bopha-Spital.»

 

Heute lebt Lim Dina in Phnom Penh und studiert dort Englisch und Informationstechnologie (IT). Parallel dazu arbeitet er als Assistent im Ministerium für den öffentlichen Verkehr, wo er erste berufliche Erfahrungen sammelt. In seiner Freizeit spielt der 23-Jährige Tischtennis, schaut sich gerne Hollywood-Filme an und macht Computerspiele. Sein grösster Herzenswunsch ist es, eines Tages nach Japan und Europa zu reisen, andere Länder zu entdecken. «Aber ich würde immer wieder nach Kambodscha zurückkehren – hier ist mein Zuhause.»






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