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NICU – das Herzensprojekt von Dr. Bunthong und seinem Team

  • stiftungkanthaboph
  • vor 3 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen


Dr. Bunthong (rechts) mit seinem Team, welches ich für eine Woche folgen durfte.
Dr. Bunthong (rechts) mit seinem Team, welches ich für eine Woche folgen durfte.

Inkubatoren, das ständige Piepen der Monitore und die kleinsten Babys, die man je gesehen hat – das sind die ersten Eindrücke, wenn man die neonatale Intensivstation in Siem Reap betritt. Hier wird Tag für Tag mit unermüdlichem Einsatz um das Überleben und die Genesung von Neu- und Frühgeborenen gekämpft.


Die Krankheiten und medizinischen Probleme bleiben im Wesentlichen dieselben wie in der Schweiz: Infektprävention, gute Ernährung mit kontinuierlicher Gewichtszunahme und die Stabilisierung des Herz-Kreislauf-Systems sind auch hier die Hauptziele. Krankheiten, die laut Dr. Bunthong und seinem Team jedoch häufiger auftreten, sind vor allem infektiologische Erkrankungen – Sepsis (Blutvergiftung), HIV und Syphilis, die während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt übertragen werden. Doch berichten alle bei genauer Nachfrage, dass insbesondere die HIV-Übertragung zwischen Mutter und Kind drastisch abgenommen hat – eines der grossen Ziele von Beat Richner. Leider nehmen die Raten inzwischen jedoch wieder zu.


Was mich während meiner Zeit auf der NICU am meisten erstaunte, war, dass Dr. Bunthong einer von lediglich 40 Neonatologen im gesamten Land ist – und einer der Einzigen, der nicht in Phnom Penh, der Hauptstadt, arbeitet. Somit versorgt er als einziger Spezialist rund 50 Prozent des Landes im Nordwesten. Ich hatte das grosse Glück, ihn näher über sein Leben, seine Arbeit und die noch junge neonatologische Medizin in Kambodscha befragen zu dürfen.


Wie alle seine kambodschanischen Kollegen hat er in Phnom Penh Medizin studiert. Schon früh wusste er, dass ihn die Pädiatrie faszinierte. Während seines «Internship-Years» – ähnlich unserem Wahlstudienjahr – lernte er zum ersten Mal die Neonatologie kennen und entwickelte sofort ein starkes Interesse daran. Dennoch war er unsicher, ob er überhaupt die Prüfung zur Spezialisierung wagen sollte: Von rund 500 Studierenden bestehen jährlich nur etwa drei die Neonatologieprüfung; für die Pädiatrie sind es etwa 15. Doch er folgte seinem Herzen – und bestand.


Anschliessend spezialisierte er sich unter anderem in Phnom Penh, Paris und zuletzt in Siem Reap unter dem renommierten Direktor Prof. Chantana. Ursprünglich wollte er in Phnom Penh arbeiten – dort sind die Löhne höher, es gibt mehr Privatkliniken und modernere Medizin. Doch seine Frau stammt aus Siem Reap – ein entscheidender Grund für ihn, zurückzukehren. Zudem empfindet er seine Arbeit als Leiter der NICU, Lehrer zahlreicher Assistenzärztinnen, Forscher und Arzt im engen Kontakt mit rund 30 Patientinnen als zutiefst erfüllend.


Mit rund achtstündigen Arbeitstagen, einem 26-Stunden-Dienst alle vier Tage, einer Familie und der ständigen telefonischen Erreichbarkeit im Notfall gibt er – wie viele seiner Kolleginnen – alles für seine kleinen Patientinnen. Arbeitsrechte oder gesetzlich geregelte Ruhezeiten wie bei uns existieren nicht, doch sehen viele ihre Arbeit auch als gemeinnützig. Ein Hauch Patriotismus schwingt mit – «sonst wären die Patienten, und damit ein grosser Teil der Kinder unseres Landes, im Stich gelassen», sagt er leise.




Eine Pflegende, die die tägliche Körperpflege eines Kindes im Inkubator durchführt (links).

Die frisch zertifizierte Ärztin Dr. Sokhann auf Visite (rechts).



Dr. Bunthong erzählt auch von den Herausforderungen: dem Mangel an Geräten wie Inkubatoren oder dem erschwerten Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten wie Surfactant – einem Mittel, das für die Lungenreifung Frühgeborener essenziell sein kann. Im Vergleich zu Frankreich sei die Mortalität der Neugeborenen deutlich höher. Aktuell hofft er, neue Surfactant-Ampullen zu erhalten – denn in Siem Reap sind (Stand 22. Oktober 2025) nur noch zwei übrig, bei über zehn Frühgeborenen. Die Entscheidung, wem das Medikament verabreicht wird, ist herzzerreissend. Ich durfte einmal bei einer solchen Gabe dabei sein – ein Vorgang, der bei uns im Kispi fast täglich Routine ist, hier jedoch zu einem seltenen, fast feierlichen Ereignis wird.


Das Surfactant wird wie Gold behandelt – selten und kostbar. Während ein winziger Tropfen dieses «Goldes» in die Lunge eines Neugeborenen gleitet, spürt man, dass Menschlichkeit hier zum wertvollsten Gut geworden ist.


Mit lieben Grüssen aus Siem Reap

Devanshi

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