Überwältigende Eindrücke
- stiftungkanthaboph
- 8. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Für uns Schweizer Studenten – Andrin und Simeon – ist unsere Zeit am Kinderspital Kantha Bopha bereits wieder zu Ende. Diese zwei Monate vergingen unglaublich schnell, und wir durften in dieser kurzen Zeit Eindrücke gewinnen, die uns noch eine lange Zeit in Erinnerung bleiben werden. Gerne teilen wir mit Euch die für uns prägendsten Momente und was wir daraus ziehen.

Kambodschanische Herzlichkeit und Freundlichkeit
Von der ersten Sekunde an waren wir von der Herzlichkeit der Leute im Krankenhaus beeindruckt. Eine Herzlichkeit, die ungewohnt ehrlich und bei fast jeder Bekanntschaft und Begegnung zu spüren war. Egal, auf welcher Abteilung wir waren – Geburtshilfe, Kinder- und Jugendchirurgie oder Pädiatrie – die herzliche Art der Leute, verbunden mit hoffnungsvoller Nachsicht und Verständnis für uns Studenten in einem uns völlig unbekannten Umfeld, war allgegenwärtig.
Dies zeigte sich zum Beispiel durch die enorme Freude der Ärztinnen und Ärzte darüber, ihr Wissen bei kleinen Vorträgen mit uns zu teilen, auch wenn dies 30 Minuten ihres turbulenten Spitalalltags kostet. Und auch bei Operationen haben wir – die normalerweise am Ende der Nahrungskette stehenden Unterassistenzärzte – das Gefühl zuteil bekommen, ein wichtiger Teil des Grossen Ganzen zu sein. Wir durften beispielsweise regelmässig bei Kaiserschnitten assistieren und uns gegen Ende der Intervention, nachdem das Neugeborene bereits erfolgreich geboren wurde, beim Vornehmen der Faszien-, Subkutan- und Hautnaht probieren. Besonders ermutigend und erneut beweisführend für die kambodschanische Herzlichkeit war, von den anwesenden Operationsassistenten, Anästhesisten und Chirurgen zu hören, dass sie selten solch gute Nähte von einem Studenten gesehen hätten.
Arbeitsmoral und Berufsstolz
Imponiert hat uns auch die Einstellung zur Arbeit und zum Arbeitgeber. In der Bevölkerung sind die Kantha Bopha-Spitäler allseits bekannt und Beat Richner als Person wird nahezu vergöttert. Einige Angestellte haben uns berichtet, dass sie selbst auch bereits in einem Kantha Bopha-Spital zur Welt gekommen sind und deshalb auch etwas zurückgeben möchten – entsprechend sind viele stolz und dankbar, dass sie im Spital arbeiten dürfen. Die Arbeitszeiten sind jeweils morgens von 7.00 Uhr bis 11.30 und nachmittags von 14.00 und 17.00, wobei am Samstag immer bis zum Mittag gearbeitet wird.
Die Ärzte haben jeden vierten Tag einen 26 Stunden-Dienst und anschliessend den darauffolgenden Tag frei. Pro Jahr hat man zwei Wochen Ferien. Insgesamt ist die Arbeitsbelastung hoch, dennoch ist die Stimmung sehr locker – gestresst oder gereizt wirken wenige. In den vergangenen Unterassistenzstellen in der Schweiz haben wir das häufig anders wahrgenommen: Angst, Stress und Überlastung waren viel häufiger unter den Ärzten zu verspüren.
Die Qualität des Simplen
Das Niveau der medizinischen Versorgung ist hoch und in vielen Bereichen mit jenem der Schweiz vergleichbar. Eindrücklich zu sehen war dennoch, dass vieles davon auf das Nötigste und Effizienteste reduziert ist: schlanke Bürokratie, schnelle Entscheidungen, oder die Einbeziehung der Angehörigen in die Pflege der Kinder, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Es leuchtet ein, dass diese Abläufe in der Schweiz anders sind. Angesichts der verstärkten öffentlichen Unstimmigkeit über die Höhe der Gesundheitskosten war es eindrücklich zu sehen, dass eine gute medizinische Versorgung auch mit viel weniger finanziellen Ressourcen möglich ist.
Das hohe Gut der Gesundheit
Während unserer Arbeit am Kinderspital Kantha Bopha ist uns noch einmal stärker bewusst geworden, welches grosse Privileg es ist, als Arzt einen Beitrag an die Gesundheit von Menschen leisten zu können. Auch ist es extrem erfüllend zu sehen, wie Kinder dank der medizinischen Versorgung wieder gesund nach Hause gehen können. Ein grosser Teil der kambodschanischen Bevölkerung lebt nach wie vor in grosser Armut, was im Krankenhaus deutlich zu sehen war. Allen Kindern ist zu wünschen, dass sie dieser Armut eines Tages entfliehen können. Ihre Chancen dazu sind mit gesundheitlicher Unversehrtheit massiv höher. Zum einen empfinden wir umso stärker grosse Dankbarkeit für unsere eigene gute gesundheitliche Verfassung, zum anderen freuen wir uns umso mehr, bald selbst als Ärzte tätig sein zu dürfen und Menschen bei der Genesung und Erhaltung der Gesundheit beizustehen.
Bereits wieder aus Siem Reap abgereist, verstärkt sich das gute Gefühl der vielen überwältigenden Eindrücke. Wir sind überzeugt, dass wir viel davon profitiert haben, und möchten uns bei allen ganz herzlich für die Ermöglichung dieser Erfahrung bedanken.
Wir hoffen, dass das Erbe von Beat Richner noch viele Jahre so weitergetragen wird und die Belegschaft der Kantha Bopha-Spitäler in diesem Stil weitermachen kann – und dass wir in Zukunft vielleicht auch weiterhin einen kleinen Teil dazu beitragen können.
Mit besten Grüssen
Andrin und Simeon
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